Piratentraum
Folgende Frage ertönt in Regelmässigkeit
und bringt einen oftmals in Verlegenheit
Was wird aus dir, später irgendwann
Sie reden von bestimmten Branchen, in denen man dann
je nach Beziehungen hoch hinaus zielt
Das grosse Geld winkt dem, der brav mitspielt
Das habe ich alles schon mehrfach gehört,
es ist nicht so, dass mich diese Aussicht sehr betört
Warum nicht einmal eine Weile als Pirat
umgeben von der See und nicht vom Staat
Der Himmel und das Meer nur getrennt durch einen Strich
manchmal scheint es gar so, als vermischten sie sich
Ein Horizont rundherum, maximal erweitert
goldbrauner Rum, der die dunklen Nächte erheitert
Und wenn es daran geht, etwas zu ändern, sich nicht zu fügen
Wenn die ewigen Lügen nicht mehr genügen
die Mannschaft – still zu halten
die erhitzten Gemüter – wieder zu erkalten
dann herrscht Zusammenhalt, dann sind alle dabei
verkünden mit lautem Geschrei die Meuterei
Ist der Kapitän bald allen recht
stürzt man sich an seiner Seite ins Gefecht
ein rauer Wind spannt die Segel, lässt die Flagge flattern
während die Säbel surren und die Kanonen knattern
Und weiter geht die Reise, nach dort, wohin der Bug zeigt,
wo sich allabendlich die Sonne vor dem Mond verneigt
Romantisieren kann man vieles
und ich muss sagen, mir gefiel es
Doch plötzlich kommt der Verstand
holt dich unversehens zurück ans Land
Er schüttelt dich und ruft dir zu
Traum und Realität sind zwei Paar Schuh
Der tote Kopf – von oben herab grinst er
nicht umsonst, denn seine Crew ist finster
Angst und Schrecken verbreiten sie
Wenn du sie siehst, flieh und streite nie
Sie sind frei, frei und an nichts gebunden
sie haben das Gesetz überwunden
Sie fürchten weder Feind noch Tod
bloß manchmal heimlich das Abendrot
Manchem fehlt ein Auge, ein Bein, eine Hand
Holz und Haken markieren den Seelenzustand
Es bleibt unbestritten, ein Pirat hat viele Narben
Unversehrt und innen voller Farben
ist nur die reine Kinderwelt
mach sie, wie sie dir gefällt
Alisha Stöcklin, Sommer 2011
---------------------------------------------------------
Du musst dein Leben ändern
Niemand sagt, du musst dein Leben ändern
dich lösen von mottenzerfressenen Gewändern
niemand sagt, es franst aus an den Rändern
umgeben von Macht, Maschinen und Fernsehsendern
Refrain:
Ohne Kraft keine Werke
ohne Feind keine Seligkeit
ohne Strom keine Stärke
es ist der Hass, der von der Liebe befreit
Aber schau dich um, jaja
alle fragen und niemand weiss warum
der Schmerz ist verschrien und bleibt stumm
sinnentleertes Schweigen im Vakuum
Refrain
Jeder erzählt dir wie es war
um nicht sagen zu müssen, wie es ist
das Gestern ist nicht reproduzierbar
es sind Mauern statt Bäume die der Hund bepisst
Refrain
Und was, wenn die Dämme vom Überfluss brechen?
Wenn ein rasender Strom alles hinwegspült?
An wem könnten wir uns dann noch rächen?
Bomberlunder eisgekühlt.
Refrain
Am Ende schreit auch der tapferste Mann:
Rette sich, (Rette sich), R e t t e s i c h – wer kann!
Alisha Stöcklin, Sommer 2012